Ärzt*innen Team mit Patienten nach Aorten-Riss-OP

Neue OP-Technik bei Einriss der Hauptschlagader rettet Leben

In der Klinik Floridsdorf wurde nun erstmalig in Wien ein neues Verfahren angewendet, das Patient*innen schwere Folgeerkrankungen nach einem Einriss in der Hauptschlagader (Aorta) erspart. Die in Linz entwickelte Methode wurde von den Radiolog*innen der Klinik Floridsdorf adaptiert.

Als einen furchtbaren und plötzlich auftauchenden Schmerz beschreibt Florian Müller den Moment, als seine Hauptschlagader eingerissen ist. Die Gründe für den Einriss der Hauptschlagader können vielfältig sein und sind entweder angeboren oder hängen mit Vorerkrankungen wie Bluthochdruck zusammen. Bei Herrn Müller war der Auslöser eine seltene Genmutation, die zu einer Bindegewebsschwäche führt, dem so genannte Marfan-Syndrom.

„Jedenfalls ist umgehend der Notruf zu alarmieren, denn nur eine sofortige Operation durch die Herzchirurg*innen ist lebensrettend“, so Martin Grabenwöger, Leiter der Herzchirurgie der Klinik Floridsdorf. Der Einriss befindet sich meist am Aortenbogen – dort, wo die Hauptschlagader das Herz verlässt und von Kopf bis zu den Zehen alle wichtigen Körperorgane und –gewebe mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Der Herzchirurg erklärt: „Die OP erfolgt bei eröffnetem Brustkorb und mittels moderner Frozen-Elephant-Trunk-Technik. Das heißt, dass wir eine klassische Aortenprothese mit Anschlüssen für Kopf-Halsadern und eine sogenannte Stentgraftprothese für den absteigenden Teil der Aorta kombinieren.“

Oft keine Besserung nach Eingriff

Nach gut überstandenem Herzeingriff kommt es dennoch relativ häufig vor, dass es den Patient*innen in den kommenden Wochen körperlich immer schlechter geht. Der Grund ist, dass die losgelösten Häute (Membranen) der Hauptschlagader die Arterien zu lebenswichtigen Organen versperren. „Man kann sich die Aorta wie eine Autobahn vorstellen, die in immer kleinere Straßen mündet. Die Autobahnausfahrten führen in den Kopf, zur Leber, den Nieren oder zum Verdauungssystem. Sind die Ausfahrten zu, kann kein Blut und somit auch keine Nährstoffe und Sauerstoff dorthin gelangen“, erklären die Radiologen Hubert Trnka und Rene Eller. Und weiter: „Das bedeutet, dass die Patient*innen zwar den Eingriff gut überstanden haben, aber in Folge mitunter an einem Organversagen versterben.“

Heißer Draht putzt Aorta und öffnet lebenswichtige Ausgänge

Dr. Trnka und Dr. Eller sind Radiologen im Team von Radiologievorstand Thomas Rand. Gemeinsam haben sie eine an der Linzer Kepler Universität entwickelte OP-Methode adaptiert bzw. mit zusätzlicher Ultraschalldiagnostik in der Aorta weiterentwickelt. Diese kommt ab sofort standardmäßig in der Klinik Floridsdorf zum Einsatz. Sie hat bereits 8 Patient*innen geholfen. „Auch Florian Müller musste sich nach erfolgreicher 8-stündiger Herz-OP noch dem etwa 90-minütigem Eingriff unterziehen. Dadurch konnten wir ihm eine weitere große Operation ersparen“, erklärt Zsuzsanna Arnold, Herzchirurgin und Leiterin der Marfan-Ambulanz in der Klinik Floridsdorf. Denn bei der neuen OP-Methode wird von den Radiolog*innen über die beiden Leistenarterien ein Draht in die Hauptschlagader eingebracht. Die zwei Enden sind durch einen Bogen miteinander verbunden und werden von außen erhitzt. Der außen isolierte und in der Aorta heiße Draht wird nun entlang der Aorta nach unten geführt. Die losgelösten Membranen werden durchtrennt und die Ausgänge der Arterien sind wieder frei. „Die Leber, Nieren und das Verdauungssystem können ihre Aufgaben nun wieder ohne Einschränkungen erledigen, weil das Blut durch die vorher verstopften Arterien-Ausgänge wieder frei fließen kann“, erklären Dr. Trnka und Dr. Eller. „Mir geht es total gut. Ich bin fit und habe nach all den Eingriffen und der super Betreuung in der Klinik Floridsdorf eine Art Urvertrauen entwickelt. Dafür bin ich wirklich dankbar“, erklärt Florian Müller.