Klinik Floridsdorf: Startschuss für innovative Grätzl-Heizung
Wien Energie nutzt Abwärme des Rechenzentrums Digital Realty für die Beheizung der Klinik
Lokale Wärmequellen zu nutzen ist ein wesentlicher Baustein der Energiewende. Genau das geschieht seit diesem Winter in Floridsdorf: Das Rechenzentrum von Digital Realty heizt die benachbarte Klinik Floridsdorf. Digital Realty und Wien Energie haben ein zukunftsweisendes Konzept entwickelt, um die Wärme, die im Rechenzentrum entsteht, nachhaltig zu nutzen. Wien Energie hat dafür in den letzten eineinhalb Jahren bei der Klinik Floridsdorf eine Wärmepumpenanlage errichtet, die über eine Verbindungsleitung mit dem Kühlsystem des Rechenzentrums verbunden ist. Mit der Anlage „recycelt“ Wien Energie seit dieser Heizsaison überschüssige Wärme aus den Serverräumen effizient und wandelt diese in Fernwärme für die Klinik um. „Raus aus Öl und Gas – und sorgsam mit Energie umgehen. Diese beiden wichtigen Säulen der Energiewende werden bei der Grätzl-Heizung bestens verbunden. Die Abwärme, die beim Betrieb des Serverzentrums entsteht, wird sinnvoll genutzt und heizt die Klinik Floridsdorf. Genau mit solchen Projekten kommen wir beim Schutz des Klimas voran. Dieses Modell wird in unserem ganzen Land Schule machen. Genau aus diesem Grund haben wir die Vorreiter in Wien auch im Rahmen der Umweltförderung finanziell unterstützt“, freut sich Klimaschutzministerin Leonore Gewessler über die neue Grätzl-Heizung.
Zwischen 50 und 70 Prozent des Wärmebedarfs der Klinik können mit der Abwärme des Rechenzentrums durch die neue Anlage von Wien Energie gedeckt werden, was bis zu 4.000 Tonnen CO2 pro Jahr spart. „Wir gehen in Wien auch außergewöhnliche Wege, um die Energiewende zu meistern. Diese Wärmepumpen-Lösung ist eine Win-Win-Win-Situation: Für die Klinik Floridsdorf, die künftig mit regionaler Wärme versorgt wird. Für Wien Energie, die den Ausbau der klimaneutralen Fernwärme weiter vorantreibt und für Digital Realty, die ihr Rechenzentrum damit noch nachhaltiger gestalten können. So geht Klimaschutz!“, erklärt Finanz- und Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke.
Projekte wie dieses sind ein wichtiger Faktor, weshalb Wien die lebenswerteste Stadt der Welt ist, so Gesundheitsstadtrat Peter Hacker: „Klimaschutz ist nicht nur für unsere Umwelt relevant, sondern auch für unsere Gesundheit. Wir müssen die Erderhitzung stoppen, damit wir auch in Zukunft lebenswerte Rahmenbedingungen vorfinden. Mit Projekten wie diesem arbeiten wir genau daran.“
Abwärme als Schlüsseltechnologie der Wärmewende
Wien Energie will die Fernwärme in Wien bis 2040 gänzlich aus klimaneutralen Quellen erzeugen. Der Energiedienstleister setzt dabei vor allem auf Tiefengeothermie, Großwärmepumpen und die Nutzung vorhandener Abwärmequellen wie in Floridsdorf. „Wir wollen raus aus Gas in der Raumwärme! Dazu nutzen wir nun auch die Server-Abwärme von Digital Realty und heizen mit einer Art‚ Grätzl-Heizung‘ die benachbarte Klinik Floridsdorf. Das ist ein weiteres wichtiges Projekt auf unserem Weg zur Klimaneutralität“, erklärt Michael Strebl, Vorsitzender der Wien Energie-Geschäftsführung. Wien Energie hat drei Wärmepumpen mit einer Leistung von je einem Megawatt errichtet und rund 3,5 Millionen Euro investiert, um dieses innovative Abwärme-Konzept umzusetzen. Neben der Versorgung der Klinik Floridsdorf erzeugt Wien Energie zusätzlich Kälte für das Rechenzentrum.
Digitalisierung und Klimaschutz gemeinsam gedacht
Digital Realty betreibt in Floridsdorf das größte Rechenzentrum Österreichs. „Rechenzentrumsinfrastruktur ist gemeinsam mit der Breitband-Infrastruktur das Fundament der Digitalisierung Österreichs. Unsere Idee und unser Konzept, die Wärme unseres Rechenzentrums nahhaltig zu nutzen, verbindet die beiden großen Themen unserer Zeit: Digitalisierung und Klimaschutz. Das Projekt ist sowohl von der Dimension als auch von der Ausrichtung zukunftsweisend und in Europa bislang einzigartig. Wir nehmen eine Vorreiterrolle ein und setzen gemeinsam neue Maßstäbe in der Nachhaltigkeit von Datacenters“, erklärt Martin Madlo, Managing Director von Digital Realty Österreich.
Klinik Floridsdorf setzt neue Standards im klimafreundlichen Betrieb
„Wir im Wiener Gesundheitsverbund stehen für erstklassige medizinische Versorgung und Pflege. Als größter Gesundheitsdienstleister Österreichs können und müssen wir aber auch einen relevanten Beitrag in Sachen Klimaschutz und Nachhaltigkeit leisten. Diese haben bei uns schon eine lange Tradition.“, erklärt Evelyn Kölldorfer-Leitgeb, Generaldirektorin des Wiener Gesundheitsverbunds. Bestes Beispiel ist die Klinik Floridsdorf, wo bereits beim Bau wie auch im Betrieb auf den schonenden Umgang mit Energie und Ressourcen geachtet wurde bzw. wird. Etwa durch die Vermeidung von PVC, den Einsatz von Fernkälte, die Nutzung von Regenwasser, den Ausbau des Radwegenetzes rund ums Spital und die Errichtung von 259 Radabstellplätzen am Spitalsgelände. 2021 wurde zudem gemeinsam mit Wien Energie die neu errichtete Photovoltaik-Anlage am Dach der Hochgarage in Betrieb genommen. In Summe werden damit jährlich 337 Tonnen an CO2-Ausstoß eingespart.
„Die Klinik Floridsdorf hat, bei einer Heizleistung von 13 Megawatt, einen jährlichen Warmwasserverbrauch von 73.000 Kubikmetern und einen Jahreswärmeverbrauch von rund 21.000 Megawattstunden. 90.000 Laufmeter Heizung sind in dem knapp 800-Betten-Spital verbaut und die Klinik Floridsdorf wird im Schnitt an 150 Tagen im Jahr beheizt“, erklärt Herwig Wetzlinger, Generaldirektorin-Stellvertreter im Wiener Gesundheitsverbund die Dimensionen der hochmodernen Klinik und fügt hinzu: „Wir freuen uns, dass wir seit dem Beginn dieser Heizperiode nun von dieser energieschonenden Lösung profitieren.“
So funktioniert die Grätzl-Heizung
Das Rechenzentrum und die Klinik sind durch eine unterirdische Leitung verbunden. Mit der Anlage wird beim Rechenzentrum dem rund 26°C warmen Kühlwasser die Wärmeenergie entzogen und über die Leitung in einem eigenen Wasserkreislauf in die Energiezentrale der Klinik geleitet. Mit den Wärmepumpen kann die Wärme genutzt werden, um die Klinik Floridsdorf mit bis zu 82°C zu heizen. Das abgekühlte Wasser fließt zurück zum Rechenzentrum, wo es wieder zur Kühlung eingesetzt wird.