Klinik Floridsdorf: Erster Bypass mit gezüchteten Zellen implantiert
Patient mit Schaufensterkrankheit wird wieder beschwerdefrei gehen können
Vor einer Woche, am Donnerstag, den 15. Oktober, wurde in der Klinik Floridsdorf einem Patienten, der an peripherer arterieller Verschlusserkrankung – auch bekannt als Schaufensterkrankheit – leidet, ein Bypass im Bein implantiert. Das Besondere daran: Der künstliche Bypass wurde mit körpereigenen Endothel-Zellen, das sind Zellen, die die Blutgefäße auskleiden, beschichtet. Das wiederum erhöht die Verträglichkeit, verringert also das Risiko eines neuerlichen Verschlusses.
Die Zellen wurden zuvor im Zell- und Gewebelabor der Klinik Floridsdorf gezüchtet. „Dafür wurde dem Patienten ein nur 4 cm kleines Stück aus der Armvene entnommen, die Zellen herausisoliert und im Labor vermehrt, um genügend Zellen zu bekommen, um das 70 cm lange Implantat auskleiden zu können“, erklärt Martin Grabenwöger, Leiter der Herz- und Gefäßchirurgie, dem das Zell- und Gewebelabor organisatorisch untersteht.
Foto: Dr. Johann Meinhart im Zell- und Gewebelabor
Patient darf Ende der Woche wieder heim gehen
„Dem Patienten geht es so gut, dass er Ende der Woche bereits nach Hause gehen kann“, erzählt Norbert Howanietz von der Herz- und Gefäßchirurgie. Er hat die zweieinhalbstündige Operation durchgeführt. „Nach nur drei Tagen Bettruhe, kann ich wieder normal gehen“, freut sich der 67-jährige Johann Neuberger, der bis vor kurzem nicht mehr als 100 Meter schmerzfrei gehen konnte. „Dass es so schnell geht, hätte ich nicht gedacht“, so Neuberger.
Aus 30000 Zellen wurden 30 Millionen
„Dass eine derartige Operation erstmals im Wiener Gesundheitsverbund überhaupt möglich ist, verdanken wir dem neuen Zell- und Gewebelabor in der Klinik Floridsdorf. Es ist das einzige im Wiener Gesundheitsverbund und sogar in ganz Ost-Österreich“, erzählt der Leiter des Zell- und Gewebelabors, Johann Meinhart. Dabei handelt es sich um ein nach GMP-Standard genehmigtes Labor. GMP steht für Good manifacutring practise, was „Gute Herstellungspraxis für Arzneimittel“ bedeutet. Unter höchsten pharmazeutischen Standards können hier Zell- und Gewebeprodukte für die klinische Anwendung hergestellt werden.
„Im konkreten Fall wurden 30.000 Zellen aus dem Arm entnommen und binnen drei Wochen auf jene 30 Millionen Zellen vermehrt, die dann mit dem Gefäßimplantat eingepflanzt wurden“, erzählt die Biomedizinische Analytikerin Karin Groß, die im Labor mit der Zellvermehrung für diese Operation beschäftigt war.