Klinik Floridsdorf: Barrieren in der Kommunikation überwinden
Unterstützte Kommunikation im Krankenhaus – Ein Schritt in Richtung Selbstbestimmung und bessere Verständigung
Sprachprobleme sind im Klinikalltag keine Seltenheit, etwa nach einem Schlaganfall oder aufgrund einer künstlichen Beatmung. Das ist nicht nur extrem unangenehm für die Patient*innen, sondern kann die medizinische Behandlung nachteilig beeinflussen. In der Klinik Floridsdorf kommt deshalb seit kurzem ein neues System zum Einsatz, das Menschen mit Sprachbarrieren hilft. Das Prinzip der so genannten Unterstützten Kommunikation wurde dabei an den Klinikalltag angepasst. Mithilfe von Symbolen können sich Patient*innen dadurch künftig besser verständigen.
Gemeinsam mit dem Dachverband Wiener Sozialeinrichtungen und der FH Technikum Wien wurde dieses Landeszielsteuerungsprojekt mit Fördergeldern der Stadt Wien in der Klinik Floridsdorf getestet und evaluiert.
Und so funktioniert es: Aus einer Vielzahl an Symbolen können Patient*innen wählen. Enthalten sind Basissymbole zum Befinden, den Bedürfnissen oder etwa eine Schmerzskala sowie symbolische Abbildungen einzelner Körperteile. Darunter gibt es jeweils zahlreiche Untergliederungen. So lässt sich zum Beispiel relativ präzise erklären, dass man durstig ist und was man gerne trinken würde oder aber, dass man Schmerzen hat und wo diese lokalisiert sind. Darüber hinaus kann auch die Schmerzintensität angegeben werden und wie die Schmerzen empfunden werden, z.B. stechend, ziehend, usw. „Das hilft nicht nur in der medizinischen Behandlung enorm sondern trägt auch zur Selbstbestimmtheit und damit zur Zufriedenheit der Patient*innen bei“, erklärt Projektleiterin Nina Bening.
Symbole stehen als Web-Applikation auch nach dem Spitalsaufenthalt zur Verfügung
Die Unterstützte Kommunikation in der Klinik Floridsdorf läuft mit einer von der FH Technikum Wien entwickelten Software. Als Open Source-Software steht sie allen kostenlos zur Verfügung. Sie wurde speziell für den Einsatz im Klinikalltag konzipiert und überzeugt durch ihre hohe Flexibilität: Aktuell unterstützt sie 16 Sprachen und eine Vielzahl an Symbolen – mit der Möglichkeit, diese jederzeit zu erweitern. Als Web-Applikation funktioniert sie plattformunabhängig auf Computern, Tablets und Smartphones – auch ohne aktive Internetverbindung. Über einen QR-Code kann die Anwendung sogar nach dem Spitalsaufenthalt weiter genutzt werden, um Patient*innen auch zu Hause optimal zu unterstützen. Die FH Technikum Wien bleibt als Projektpartnerin weiterhin aktiv an der Weiterentwicklung beteiligt.
Projektentwicklung in drei Phasen
In insgesamt 3 Phasen erfolgte die Umsetzung und kontinuierliche Weiterentwicklung.
- Phase 1: Schulung und erste Implementierung
Zu Beginn fanden Schulungsveranstaltungen in der Klinik Floridsdorf statt, bei denen Personal der medizinisch-technischen Dienste (MTDG) und Pflegekräfte im Einsatz der Symbole geschult wurden. Die erste Testphase erfolgte an der Abteilung für Neurologie. Logopäd*innen und Pflegepersonen setzten Symboltafeln zunächst in analoger Form in der Therapie von Schlaganfallpatient*innen ein. Bei der ersten Evaluierung zeigte sich, dass für den täglichen Umgang die digitale Anwendung unbedingt erforderlich ist. - Phase 2: Digitalisierung und Weiterentwicklung
In der zweiten Phase wurde das System digitalisiert. Die Verwendung von Tablets ermöglichte eine benutzerfreundlichere und effizientere Kommunikation. Vorteile wie die Möglichkeit zum Zoomen, die Kombination von Symbolen, wie z.B. Schmerzskala und Schmerzlokalisation, sowie die benutzerfreundliche Handhabung machten die digitale Variante besonders vorteilhaft. - Phase 3: Testung in der Zentralen Notaufnahme
In der dritten Phase testete das Personal in der Zentralen Notaufnahme, um weitere Patient*innengruppen zu erschließen. Der Fokus lag auf der Unterstützung in akuten Situationen. Besondere Bedeutung kam hier auch der Mehrsprachigkeit zu.
Ausblick: Weiterentwicklung und zukünftige Einsatzmöglichkeiten
Ende 2024 wurde das Pilotprojekt erfolgreich abgeschlossen. Nun soll die Unterstützte Kommunikation flächendeckend in der Klinik Floridsdorf zum Einsatz kommen. Auch der Einsatz auf den Monitoren des Patient*innen-Infotainments, die es bei jedem Klinikbett gibt, wird getestet. In einem nächsten Schritt wird die Ausrollung auf weitere Kliniken des Wiener Gesundheitsverbunds geprüft.
Fazit des Projektes: Das System der Unterstützten Kommunikation ist eine wichtige Stütze für Menschen mit Kommunikationsbarrieren und stellt einen bedeutenden Schritt in Richtung einer besseren, inklusiven und barrierefreien medizinischen Versorgung dar. Sie unterstützt Patient*innen dabei, ihre Bedürfnisse zu äußern und sich in ihrem Umfeld verständlich zu machen – ein wichtiger Baustein für ein selbstbestimmtes Leben.