Atemwegsinfekte im Vormarsch – ein Überblick
Covid, Grippe oder Keuchhusten – wer soll sich da noch auskennen?
Die Tage werden kürzer, die Zeit der Schanigärten ist nun endgültig vorbei. In Innenräumen jedoch haben COVID-19, RSV, Influenza, Pertussis und Pneumokokken leichtes Spiel. Doch was ist gefährlich, wogegen kann man impfen? Hier kann man schnell den Überblick verlieren. Wir liefern die wichtigsten Infos dazu.
Generell gilt: Gibt es eine Impfung und gehört man selbst zu einer Risikogruppe bzw. hat viel mit besonders gefährdeten und daher zu schützenden Menschen zu tun, empfiehlt sich eine Impfung.
COVID-19 – gekommen, um zu bleiben
„Bei entsprechenden akuten Atemwegsbeschwerden ist ein Antigentest meist relativ zuverlässig. Im Zweifelsfall ist jedoch auch ein PCR-Test zu empfehlen. Dann können die Betroffenen auch rasch mit einer entsprechenden Therapie versorgt werden“, sagt Arschang Valipour, Leiter der Pneumologie der Klinik Floridsdorf.
Wer sollte zur Auffrischungsimpfung gehen:
- Risikogruppen
- Personen ab 60
- Schwangere
- Personen mit chronischen Grunderkrankungen oder Immundefekten
- Personen, die immunsupprimierende Therapie erhalten
Zeit zu impfen: Am besten noch im Frühherbst, jedoch spätestens jetzt und zwar alle oben Genannten, deren letzter Viruskontakt oder die letzte Impfung schon ein Jahr (bei Hochrisikogruppen 4-6 Monate) zurückliegt.
Dauerbrenner Influenza
Ebenso ein Dauerbrenner ist die so genannte echte Grippe oder Influenza. Sie taucht jährlich auf und pro Saison infizieren sich etwa 5 – 10 % der Erwachsenen und 20 – 30 % der Kinder, die dann je nach Alter und Vorbelastung unterschiedlich schwere Verläufe entwickeln. „Besonders für ältere Menschen oder chronisch Kranke ist die Impfung wichtig“, erklärt der Leiter der Infektions- und Tropenmedizin der Klinik Favoriten, Christoph Wenisch.
Zeit zu impfen: Etwas später im Jahr, idealerweise Ende Oktober/Anfang November, ist der beste Zeitpunkt. Auch Ende November und sogar in Kombination mit der COVID-19-Impfung ist die Grippe-Impfung noch möglich.
RSV: Risiko für schweren Verlauf bei Babys und älteren Erwachsenen
„Das Respiratorische Synzytial-Virus, kurz RSV, ist eine Atemwegserkrankung, die für Kinder unter einem Jahr besonders gefährlich sein kann,“ erklärt Herbert Kurz, Leiter der Kinder- und Jugendheilkunde in der Klinik Donaustadt. Während Erwachsene meist ein paar Tage mit Erkältungssymptomen belastet sind, müssen Babys und Kleinkinder oft im Spital aufgenommen werden. Erste Symptome sind starker Schnupfen mit glasig-durchsichtigem Nasensekret und Husten, oft ohne Fieber. Ein Warnsignal: Die Kinder plagen sich beim Trinken oder Atmen. Dann zur*zum Ärzt*in oder ins Spital.
Für kleine Kinder und besonders gefährdete Babys gibt es bereits unterschiedliche Immunisierungsmöglichkeiten. Bitte sprechen Sie mit Ihrer*Ihrem Kinderärzt*in. Auch werdende Mütter können gegen Ende der Schwangerschaft geimpft werden, um so auch das Neugeborene zu schützen.
Auch Erwachsene sollten sich ab dem Alter von 60 durch eine Impfung vor RSV schützen. Diese reicht für mindestens 2 Saisonen aus.
Zeit zu impfen: Die Impfung gegen RSV kann grundsätzlich jederzeit und je nach Verträglichkeit auch durchaus zeitnah zu den Impfungen gegen die Grippe und COVID-19 erfolgen.
Pneumokokken: Gefahr sehr schwerer Verläufe
Sie sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen: die Pneumokokken. Für Kinder im ersten Lebensjahr und für Personen über 60 bzw. für Menschen mit Risikofaktoren gibt es eine ausdrückliche Impfempfehlung, denn diese Atemwegserkrankung kann ohne Immunisierung sehr schwere Verläufe machen.
Zeit zu impfen: Die Pneumokokken-Impfung kann das ganze Jahr über verabreicht werden und ist unabhängig von der Jahreszeit. Für einen länger anhaltenden Schutz sind in der Regel zwei Impfungen mit einem Abstand von etwa einem Jahr zueinander empfohlen.
Pertussis, der 100-Tage-Husten
Pertussis, auch bekannt unter dem Namen Keuchhusten, ist hochansteckend! Übertragen wird dieser Infekt durch Tröpfcheninfektion, besonders während der ersten 2 Wochen. Das typische Krankheitsbild: bellende, stoß- und krampfartige Hustenanfälle, teils bis zum Erbrechen. Besonders unangenehm ist, dass der Husten relativ lange dauert, weshalb er früher im Volksmund auch 100-Tage-Husten genannt wurde.
„Derzeit wird in ganz Europa ein besorgniserregender Anstieg der Keuchhusten-Fälle beobachtet“, so Arschang Valipour. Allein in Wien übertreffen die Zahlen im Jahr 2024 die des Vorjahres bereits jetzt um das 14-Fache. Betroffen sind Personen jeden Alters.
Zeit zu impfen: Bitte überprüfen Sie jetzt Ihren Impfstatus und lassen Sie entweder eine Grundimmunisierung oder die Auffrischungsimpfung (alle 10. Jahre bzw. ab dem 60. Lebensalter alle 5 Jahre) durchführen. Ganz besonders für Kinder, Risikogruppen und Menschen, die im Gesundheitsbereich tätig sind, gibt es eine klare Impfempfehlung.
Detailinformationen finden Sie auf den Seiten der Österreichischen Lungenunion und des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz.